Kommunale Wärmenetze umsetzen

Interview mit Stefanie Edmond von Veolia Future Energy
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 📅  Veröffentlicht: 28. November 2025

Nachgefragt

 

„Mit dem frühzeitigen Schritt von der Theorie in die Praxis stellen Kommunen wichtige Weichen“

Die kommunale Wärmewende ist eine gemeinsame Aufgabe, doch der Weg dorthin stellt viele Städte und Gemeinden vor neue Herausforderungen. Stefanie Edmond, Geschäftsführerin von Veolia Future Energy, erklärt im Interview, wie Kommunen diesen Wandel gestalten können und warum Partnerschaft auf Augenhöhe entscheidend ist.

VEOLUTIONS kommunale Wärmenetze Portrait Stefanie Edmond

VEOLUTIONS: Wie kann eine Kommune die ersten Schritte in der Wärmewende sinnvoll angehen? 

Stefanie Edmond: Der erste Schritt besteht in einer ehrlichen Bestandsaufnahme, um Antworten auf wichtige Fragen zu finden: Wo stehen wir bei der Wärmeversorgung eigentlich? Welche Strukturen haben wir? Welche Potenziale können wir einbinden, wie zum Beispiel Abwärme, Geothermie oder Biomasse. Und wo können wir mit welchen Energiequellen arbeiten? Eine solche Bestandsaufnahme schafft die Basis für die weitere Planung und Umsetzung. Sinnvoll ist es dann, möglichst schnell den Schritt von der Theorie in die Praxis zu gehen und mit einem ersten Pilotprojekt zu starten, das machbar und wirkungsvoll ist. Ein solches Projekt kann beispielsweise eine dekarbonisierte Quartierslösung sein, wo Wärme aus Biomasse erzeugt wird.

VEOLUTIONS: Warum raten Sie dazu, möglichst schnell in die Praxis zu gehen?

Stefanie Edmond: Die Wärmeplanung ist ja erstmal ein theoretisches Konzept, das – weil es ja auf viele Jahre angelegt ist – sich noch verändern wird. Deshalb ist es am besten, frühzeitig ins Machen zu kommen und aus konkreten Projekten zu lernen, um die klimaneutrale Wärmeversorgung weiterzuentwickeln. Denn je konkreter ich werde, desto besser sehe ich, was real umsetzbar ist. Zum anderen geht es darum, in der Bevölkerung Akzeptanz zu schaffen. Ein Umsetzungsprojekt zeigt: Es passiert etwas und es funktioniert. Das ist enorm wichtig.

VEOLUTIONS: Wenn wir von der notwendigen Akzeptanz in der Bevölkerung sprechen: Wie kann es gelingen, alle Akteure auf dem Weg zur dekarbonisierten Wärmeversorgung einzubinden und Vertrauen zu schaffen?

Stefanie Edmond: Kommunikation ist das A und O, um Vertrauen zu schaffen. Zum einen geht es darum, die Bewohner der Kommune, Wohnungsunternehmen, die Industrie und lokale Handwerker möglichst transparent über die Planungen und Umsetzungen zu informieren. Dabei sollte die Kommunikation nicht nur einseitig verlaufen. Ebenso wichtig ist es, mit den Menschen in den Austausch zu gehen, hinzuhören und ihre Fragen zu beantworten. Denn nur so erkennen Kommunen und ihre Partner, was welche Akteure mit Blick auf die Wärmewende beschäftigt, wo Ängste und Sorgen liegen und wie man sie den Menschen nehmen kann. Dafür bieten sich öffentliche Dialogveranstaltungen an, Workshops oder gezielte Frage-Sprechstunden. In Braunschweig etwa haben wir mit Dialogformaten bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.


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VEOLUTIONS: Eine der größten Hürden ist für viele Kommunen die Finanzierung der Wärmewende. Welche Wege sehen Sie, um Wärmeprojekte wirtschaftlich tragfähig zu gestalten?

Stefanie Edmond: Es gibt verschiedene Wege, die sich kombinieren lassen. Als Erstes empfehlen wir, sich frühzeitig um die von Bund und Ländern zur Verfügung stehenden Fördermittel zu kümmern und diese bestmöglich zu nutzen. Bis 2028 stehen 500 Mio. € Bundesmittel für kommunale Wärmeplanung bereit. Darüber hinaus hat der Bund die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) aufgelegt, die aus vier zeitlich aufeinander aufbauenden Modulen besteht.

Dabei umfasst Modul 1 die Förderung von Transformationsplänen und Machbarkeitsstudien – als Grundlage für die Umsetzung und als Basis für Fördermittel aus den  Modulen 2 – 4. Die Module 2 und 4 können dann bei Wärmepumpen zum Beispiel gleich parallel eingereicht werden, um neben der Investförderung auch den operativen Betrieb ab der Inbetriebnahme mit zu fördern. Bei der Orientierung in der Fördermittellandschaft, der Erstellung einer Fördermittelcheckliste sowie der konkreten Beantragung können erfahrene Partner wie Veolia unterstützen.

VEOLUTIONS: Welche Wege gibt es noch?

Stefanie Edmond: Contractingmodelle bieten Kommunen die Möglichkeit, nicht alle Investitionen selbst stemmen zu müssen. Das heißt: Ein privater Betreiber trägt die Investitionen und stellt der Kommune Wärmelieferungen über langfristige Wärmeverträge zur Verfügung. Das senkt für die Kommune das finanzielle Risiko. Nicht zuletzt können auch Synergien zwischen Wärme, Wasser und Abfall geschaffen werden, die Kosteneinsparungen ermöglichen. Also beispielsweise: Wärme aus Abwasser nutzen, organische Abfälle in Biogas umwandeln oder auch Abwärme aus der Industrie und Rechenzentren mitdenken. In Braunschweig werden beispielsweise im Rahmen des Projekts „ReUseHeat“ der EU 400 Wohneinheiten und ein Gewerbegebiet mit der Abwärme eines Rechenzentrums versorgt. Diese Abwärmenutzung schont Ressourcen. Sie ermöglicht den Rechenzentren, ihre Effizienzauflagen zu erfüllen, und den Kommunen, Kosten zu sparen.

VEOLUTIONS: Veolia versteht sich als Umsetzungspartner. Was bedeutet das konkret und worin unterscheidet sich Ihre Herangehensweise von einer klassischen Beratung?

Stefanie Edmond: Veolia kommt als Partner ins Boot, wenn die theoretische Wärmeplanung erstellt ist, und führt die Pläne von der Theorie in die Praxis. Als einer der führenden Wärmeversorger Europas verstehen wir uns dabei als Brücke zwischen Konzept und Umsetzung. Wir können mit einzelnen Projekten starten, in bestimmten Phasen unterstützen oder umfassend bis zum Bau und Betrieb von Anlagen begleiten. Unsere Unterstützung startet bei der Erstellung des konkreten Transformationsplans, wir führen Machbarkeitsstudien sowie Potenzialanalysen durch. So kommen wir Schritt für Schritt zu Maßnahmen, die realisierbar und sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig sind. Denn die wirtschaftliche Machbarkeit ist ein ganz entscheidender Aspekt, schließlich ist für die Haushalte am Ende der Preis der ausschlaggebende Punkt.


Kommunale Wärmewende erfolgreich umsetzen

 

VEOLUTIONS kommunale Wärmenetze Dienstleistungsportfolio

Technologien der Wärmewende: Veolia vernetzt erneuerbare und regionale Energiequellen für effiziente lokale Wärmenetze.


VEOLUTIONS: Welche Vorteile liegen darin, dass Veolia Experte nicht nur für Energie, sondern auch für Wasser, Abwasser und Abfall ist?

Stefanie Edmond: Unser Know-how aus der Praxis können wir in die Umsetzung der dekarbonisierten Wärmeversorgung einbringen. Lassen Sie mich das am Beispiel Abfall gerne erläutern: Veolia hat zum einen Zugriff auf verschiedenste Materialströme, die für die Wärmeerzeugung genutzt werden können – angefangen bei Biomasse wie zum Beispiel Altholz oder Klärschlamm. Zum anderen kennen wir die Märkte und können die Kommunen dahingehend beraten, ob und wo der Einsatz welcher Materialien mit Blick auf Preis und Verfügbarkeit sinnvoll ist. Plant die Kommune etwa Altholz ein, während der Markt dafür aber leergefegt ist, können wir tragfähige Alternativen vorschlagen.

VEOLUTIONS: Wie kann eine Kooperation zwischen einem Umsetzungspartner wie Veolia und einer Kommune konkret aussehen?

Stefanie Edmond: Jede Kommune ist individuell, hat unterschiedliche Potenziale für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und verschiedene Infrastrukturen. Für die lokale Gestaltung der Wärmewende braucht es deshalb flexible Kooperationsmodelle, je nachdem wo die Bedarfe der Kommune liegen: Von der Zusammenarbeit bei Einzelprojekten über Joint Ventures bis hin zu langfristigen Partnerschaften mit Stadtwerken ist alles möglich. Veolia ist vielerorts bereits Teil regionaler Strukturen und verfügt über jahrelange Erfahrung in kommunalen Partnerschaften auf Augenhöhe. Individuelle Bedarfe in den Gemeinden und Städten können wir daher sehr gut erkennen und nachvollziehen.

VEOLUTIONS: Zum Abschluss: Welche Weichen sollten die Kommunen heute stellen, um in fünf Jahren nicht nur Pläne, sondern funktionierende Systeme zu haben?

Stefanie Edmond: Die Kommunen müssen die Wärmewende nicht allein gestalten. Wer sich frühzeitig ein starkes Netzwerk aus Partnern und Dienstleistern aus Wirtschaft und Technologie aufbaut, schafft eine wichtige Basis, um nach und nach die Wärmeplanung in die Realität zu überführen. Und wie ich bereits anfangs erwähnt habe, ist es empfehlenswert, sich nicht in theoretischen Konstrukten zu verlieren, sondern möglichst schnell anzufangen, erste Praxisprojekte umzusetzen. Auch wenn noch viele Fragen offen sind: Gerade anhand der ersten Praxisschritte lässt sich erkennen, was ist ökologisch wirkungsvoll und gleichzeitig ökonomisch machbar ist.

VEOLUTIONS: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Edmond.

Auf einen Blick

Unsere Leistungen für die Umsetzungsphase

Entwicklung von Wärmeversorgungskonzepten und Transformationsplänen

Wir analysieren vorhandene Infrastrukturen, bewerten technische Optionen und entwickeln zukunftsfähige Wärmestrategien als Grundlage für Investitionsentscheidungen und die kommunale Wärmeplanung.

Technische Planung und Machbarkeitsprüfung

Wir begleiten Sie von der ersten Idee bis zur Genehmigungsplanung – technologieoffen und an die lokalen Gegebenheiten angepasst.

Finanzierungs- und Fördermittelberatung

Wir entwickeln passende Finanzierungsmodelle: Von der strategischen Fördermittelberatung über die professionelle Antragstellung bis hin zur Vermittlung erfahrener Finanzierungspartner.

Errichtung und Betrieb von Wärmeanlagen

Wir realisieren komplette regenerative Wärmeinfrastrukturen: Nahwärmenetze (70/40° C bis 90/70° C), Großwärmepumpen, Biomasseheizkraftwerke und EBS-Verwertungsanlagen. Auf Wunsch sorgen wir für einen effizienten Betrieb der Anlagen mit unserer führenden Energieeffizienzsoftware EnEffCo.

Flexible Betreibermodelle – von Dienstleistung bis Beteiligung

Ob Contracting, Betriebsführung oder kommunale Beteiligung: Wir gestalten Betreibermodelle, die wirtschaftlich tragfähig sind und den Handlungsspielraum der Kommune sichern.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Als erfahrener Infrastrukturpartner arbeiten wir eng mit Kommunen, Stadtwerken und lokalen Betrieben zusammen – transparent, langfristig und im gemeinsamen Interesse einer nachhaltigen Wärmeversorgung.

Zugriff auf lokale Materialströme für die Wärmeerzeugung

Wir nutzen Synergien aus unseren Geschäftsbereichen Wasser, Abfall und Energie: Abwärme aus Industrieprozessen, Kläranlagen oder Abfallverwertung wird zur wertvollen Wärmequelle für die Region.

Kontakt

Ihre Ansprechpartnerin:

Stefanie Edmond
Geschäftsführerin von Veolia Future Energy

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