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📅 Veröffentlicht: 09. April 2025
Was ist leichter als Luft, aber ein Schwergewicht für die Dekarbonisierung? Richtig, grüner Wasserstoff. Dessen Herstellung und Nutzung will Veolia vorantreiben – und startet deshalb gemeinsam mit vier Projektpartnern die regionale Produktion von Wasserstoff im Industriepark Heinsberg-Oberbruch.
Die Energieversorgung auf Grundlage von grünem Wasserstoff ist treibhausgasneutral – und gilt deshalb nicht erst seit heute als Megatrend. Dennoch läuft die weltweite Produktion nur langsam an. Denn für einen Betrieb in der Praxis braucht es neben einer Menge Know-how für die Produktion auch privatwirtschaftliches Engagement und den politischen Willen.
Genau diese Voraussetzungen bringt die H2HS Wasserstoffversorgung Heinsberg GmbH mit: In ihr hat sich Veolia mit vier Projektpartnern zusammengeschlossen, um gemeinsam ein regionales Wasserstoffprojekt im Industriepark Heinsberg-Oberbruch zu realisieren, initiiert durch die Wirtschaftsförderung Heinsberg und mit voller Unterstützung durch die Politik. Das Projektkonsortium besteht ausschließlich aus im Kreis ansässigen Unternehmen: NEUMAN & ESSER, BMR Energy, WEP, Frauenrath sowie die Veolia Industriepark Deutschland GmbH. Das Projekt ist eines der ersten größeren Vorhaben zur Produktion von grünem Wasserstoff in Nordrhein-Westfalen – und gleichzeitig eine Blaupause für vergleichbare Projekte, auch über Deutschlands Grenzen hinaus. Denn einige Projektpartner verfügen genau wie Veolia auch über internationale Expertise.
H2HS: Projekt mit Vorbildcharakter
Grüner Wasserstoff bringt die Dekarbonisierung vor allem dort voran, wo Energieeffizienz und Grünstrom allein nicht ausreichen, insbesondere in den Bereichen Industrie und Verkehr. Im Stromsektor trägt klimafreundlich hergestellter Wasserstoff zur Versorgungssicherheit bei. Bis 2030 soll der bundesweite Markthochlauf von Wasserstofftechnologien weiter beschleunigt werden: Neben dem Aufbau eines deutschlandweiten Wasserstoff-Kernnetzes braucht es dabei auch regionale Wasserstofferzeugung nach dem Vorbild von H2HS – vor allem abseits der geplanten Infrastruktur. „Die komplette Wasserstoffwertschöpfung wird mit H2HS in der Region gehalten, auch der Strom zur Erzeugung des Wasserstoffs kommt aus regionalen erneuerbaren Quellen. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, was H2HS zu einem zukunftsweisenden Vorbild macht, das auch international viel Beachtung erfährt“, unterstreicht Dr. Stefan Langer, Geschäftsführer der Veolia Industriepark Deutschland GmbH.

1. Projektstart:
Grünes Licht für grünen Wasserstoff
19. September 2024 – Mit großer regionaler Aufmerksamkeit wurde in Heinsberg der erste Spatenstich für das Wasserstoffprojekt H2HS gefeiert. Neben Vertreter und Vertreterinnen der beteiligten Unternehmen – NEUMAN & ESSER, BMR Energy, Frauenrath, Veolia und WEP – nahmen auch politische Akteure wie Landrat Stephan Pusch und regionale Wirtschaftsförderer teil. Das Projekt steht symbolisch für die enge Zusammenarbeit von Industrie, Politik und kommunalen Partnern in der Region.
Umgesetzte Arbeitsschritte:
- offizieller Baubeginn der Wasserstoffanlage
- Grundsteinlegung zu einer grünen Zukunft in der Region
„Wir sind überzeugt, dass die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ein Pluspunkt für den Industriepark ist und Unternehmen zur Ansiedlung motivieren kann. Damit hat das Heinsberger Modell das Potenzial, als Referenz für Wasserstoffprojekte weit über die Region hinaus zu dienen.“
Dr. Stefan Langer
Geschäftsführer Veolia Industriepark Deutschland GmbH
Gemeinsam für die regionale Versorgung
Jeder Projektpartner bringt seine Expertise ein, um gemeinsam einen wichtigen Schritt Richtung Dekarbonisierung zu machen: BMR Energy Solutions ist für Planung und Genehmigung zuständig, NEUMANN & ESSER liefert die Anlagentechnik, Frauenrath setzt den Bau um, WEP Wärme-, Energie- und Prozesstechnik wird den kaufmännischen Betrieb verantworten und Veolia übernimmt nach Fertigstellung die technische Betriebsführung ebenso wie Infrastrukturleistungen. Die Experten kümmern sich beispielsweise um die Sicherstellung der Anlagenverfügbarkeit, bieten einen 24/7-Bereitschaftsdienst und sorgen für die Anbindung an das Prozessleitsystem.
Klimaneutral, wirtschaftlich, energieeffizient
Den hochmodernen Polymerelektrolytmembran(PEM)-Elektrolyseur mit einer Leistung von zwei Megawatt betreibt die H2HS Wasserstoffversorgung Heinsberg GmbH mit Strom, der in Heinsberg aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. In der Anlage wird der Wasserstoff produziert, auf 350 bar verdichtet und gespeichert und kann dann via Dispenser direkt an Fahrzeuge des Schwerlastverkehrs abgegeben werden. Als erster Abnehmer nutzen die neuen H-Busse der WestVerkehr GmbH, des für den öffentlichen Personennahverkehr im gesamten Landkreis Heinsberg verantwortlichen Verkehrsunternehmens, den grünen Wasserstoff als Treibstoff. In Zukunft sollen zwölf Brennstoffzellenbusse an zwei stationären Dispensern betankt werden. In weniger als zwölf Minuten ist ein Bus bereit für mindestens 350 Kilometer Linienverkehr in und um Heinsberg. Dafür benötigt die neue H-Flotte 70 Tonnen Wasserstoff pro Jahr – und spart damit rund 1.000 Tonnen klimaschädliches CO2 ein. Denn grüner Wasserstoff wird nicht nur klimaneutral erzeugt, sondern auch klimaneutral verbrannt.
Insgesamt ist ab Ende 2025 eine Produktionskapazität von 200 Tonnen grünem Wasserstoff geplant, mit dem auch weitere Kunden im Schwerlast- und Busverkehr bedient werden können – künftig dann auch Industriekunden. Bei Bedarf ist auch eine Anlagenerweiterung mit zusätzlichem Elektrolyseur möglich. Und auch für den Wartungen oder Störungen ist vorgesorgt: Für den Fall, dass die Elektrolyse außer Betrieb sein sollte, verfügt die Anlage über einen Wasserstoffspeicher und kann extern beliefert werden.
Optimale Bedingungen im Industriepark
Der Standort im Industriepark wurde bewusst gewählt: Als Betreiber des Areals hat Veolia hier eine ideale Infrastruktur für Industrieunternehmen aufgebaut, bietet eine zuverlässige Versorgung mit Energie und Wasser sowie eine sichere Abwasserentsorgung. Die neue Wasserstofferzeugungsanlage erweitert die Infrastruktur und ermöglicht es den Unternehmen künftig, den Wasserstoff auf kurzem Weg zu nutzen. So profitieren sie nicht nur vom umfassenden Betreiber-Know-how von Veolia, sondern auch von einer treibhausgasfreien Energieversorgung, die sie auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringt – ein echter Pluspunkt auch für potenzielle Interessenten.
Die Anlage produziert neben grünem Wasserstoff prozessbedingt auch Sauerstoff, wobei Abwärme entsteht. Beides soll künftig sinnvoll weiterverwendet werden: Der Sauerstoff soll in einer späteren Projektphase die Belüftung der Kläranlage des Industrieparks unterstützen, die Abwärme zu Heizzwecken genutzt werden. Diese sektorübergreifende Nutzung steigert die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit und unterstützt gleichzeitig die Dekarbonisierung der ansässigen Unternehmen.
Mit dem Projekt H2HS bereitet sich Veolia auf den Markthochlauf vor, fördert den klimaneutralen Einsatz von Wasserstoff und stärkt gemeinsam mit Partnerunternehmen die regionale Wirtschaft. Los geht es aber erst einmal mit der Versorgung von WestVerkehr.

2. Inbetriebnahme Trailerbefüllung:
Der Wasserstoff kommt auf die Straße
18. März 2025 – Seit September 2024 schreiten die Bauarbeiten sichtbar voran. Heute war es endlich soweit: Die ersten Busse der neuen H-Busflotte der WestVerkehr GmbH wurden über ein mobiles Füllpanel mittels Druckausgleich befüllt.
Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr die enge Zusammenarbeit der Projektpartner, die gemeinsam ein umfassendes Sicherheitskonzept verabschiedeten. Dessen praktische Umsetzung begann unmittelbar vor Ort: Die Fahrer wurden in die Betankung eingeführt und erhielten eine ausführliche Einweisung in die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.
Seit Mai sind die neuen H-Busse im regulären Linienverkehr im Kreis Heinsberg unterwegs. Aktuell fahren drei Fahrzeuge und werden über die Ersatzversorgung mit Wasserstofftrailern betankt. Der Tausch der Trailer erfolgt derzeit wöchentlich. Parallel ist das Betriebsgelände vorbereitet worden: Eine Toranlage mit Funktaster und ein eingezäunter Elektrolyse-Bereich sichern den Zutritt, das Überwachungssystem ist installiert und funktionsfähig. Zudem sind die Stahlbauarbeiten am Tankstellendach abgeschlossen, die Tiefbauarbeiten für die Mittelspannungsschaltanlage beendet und der Elektrolyseur-Container wurde bereits installiert. Damit ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Vollbetrieb erreicht.
Bis Ende des Jahres werden alle zentralen Komponenten der Anlage installiert und miteinander verbunden sein. Dazu gehören die Mittelspannungsschaltanlage (MSA), die Power Unit, der Kompressor mit Ventilkabinett, die Dispenser sowie der 500-bar-Wasserstoffspeicher. Parallel wird die Tankstelle mit einer Beleuchtung ausgestattet. Der wichtigste Meilenstein: Die Busse werden künftig direkt über die Dispenser betankt – der Übergang von der bisherigen Trailer-Versorgung zur regulären Betankung markiert damit den nächsten großen Schritt in Richtung Vollbetrieb.

3. Anlage im Vollbetrieb:
CO2-Einsparung perfekt
Frühjahr 2026 - Das Projekt biegt auf die Zielgerade ein: Die Bustankstelle soll in den Vollbetrieb gehen und dann mit vor Ort erzeugtem grünem Wasserstoff die gesamte Flotte versorgen. Damit rückt die geplante CO₂-Einsparung in greifbare Nähe. Näheres dazu berichten wir dann aktuell in der VEOLUTIONS.
Veolia Expertise
Betriebsführung (Elektrolyseur, Tankstelle, Trailer-Abfüllstation):
- Sicherstellen von hoher Anlagenverfügbarkeit
- Koordination von Störungsbehebung sowie An- und Abfahrprozessen
- Monitoring der Prüffristen
- Anbindung an das Prozessleitsystem des Industrieparks Heinsberg
- 24/7-Bereitschaftsdienst
Infrastrukturdienstleistungen:
- Abwasseraufbereitung in der benachbarten Kläranlage von Veolia
- Bereitstellung von Anschlusskapazitäten im 5-kV-Netz des Industrieparks
- Pflege des Grundstücks/FM-Leistungen
Anlagentechnik und Kapazitäten
- 2-MW-PEM-Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion am Standort Heinsberg
- Produktion und Tankstelle auf einem Gelände
- Versorgung des ÖPNV mit Wasserstoff bis 350 bar
- Trailerbefüllung bis 380 bar
- Strombezug aus erneuerbaren Energiequellen
- Produktionskapazitäten von 200 t grünem Wasserstoff pro Jahr
Ihr Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Stefan Langer
Geschäftsführer Veolia Industriepark Deutschland GmbH
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