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📅 Veröffentlicht: 26. November 2025
Die Wärmewende entscheidet darüber, ob Deutschland seine Klimaziele erreicht – und sie entscheidet sich zum großen Teil in den Kommunen. Rund die Hälfte des Energieverbrauchs entfällt auf Wärme, noch immer stammen über 80 Prozent aus fossilen Quellen. Den Kommunen kommt hier eine Schlüsselrolle zu: Sie müssen die gesetzlichen Vorgaben umsetzen, gleichzeitig Investitionen stemmen, Akteure einbinden und ihre Bürgerinnen und Bürger überzeugen.
Ob Metropole, Kleinstadt oder Dorf: Jede Kommune steht heute vor der Aufgabe, ihre Wärmeversorgung klimaneutral zu gestalten. Zum einen fordert der Klimaschutzplan der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen bis 2045 auf netto null zu senken. Zum anderen hat die Energiekrise der letzten Jahre gezeigt, wie abhängig Deutschland von fossilen Brennstoffen ist – und wie wichtig resiliente regionale Strukturen sind.
Gesetzliche Leitplanken
Mit dem im Jahr 2024 in Kraft getretenen Wärmeplanungsgesetz (WPG) hat der Bund erstmals verbindliche Vorgaben geschaffen. Städte und Gemeinden sind dazu verpflichtet, Wärmepläne zu erarbeiten – große Kommunen bis 2026, kleinere (bis 100.000 Einwohner) bis 2028. Ab 2025 dürfen neue Wärmenetze nur noch in Betrieb gehen, wenn mindestens 65 Prozent erneuerbar oder aus Abwärme gespeist werden. Parallel greift das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG). Es schreibt vor, dass neue Heizungen in Abhängigkeit von den Wärmeplänen spätestens ab 2028 zu zwei Dritteln mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen.
Doch der gesetzliche Druck ist nur ein Teil der Gleichung, ebenso wirkt der gesellschaftliche. Bürgerinnen und Bürger wollen wissen, welche Heiztechnologien künftig erlaubt und wirtschaftlich sind. Unternehmen wünschen sich Planungssicherheit für ihre Standorte. Und Klimaschutzinitiativen fordern Transparenz. Die Wärmewende ist daher auch ein kommunikatives Projekt.
Ablauf der kommunalen Wärmeplanung
Wärmeplanung Schritt für Schritt – von der Bestandsanalyse bis zum Wärmeplan. Entscheidend ist: Alle Phasen erfolgen im engen Austausch mit Öffentlichkeit und Stakeholdern.
WPG = Wärmeplanungsgesetz
Kommunale Herausforderungen
In den kommenden Jahren müssen die Wärmepläne vorliegen, entsprechend wächst in den Rathäusern der Handlungsdruck. Infrastruktur neu denken, Daten erheben, Szenarien entwickeln und politische Entscheidungen mit technischem Know-how und klarer Kommunikation verknüpfen – all das sind komplexe Herausforderungen, und zahlreiche Aufgaben gehören bisher nicht zum klassischen Tätigkeitsfeld einer Kommune. Hinzu kommt: Vielerorts fehlen Personal und Fachwissen oder schlicht Zeit. Kleine Gemeinden stoßen mit limitierten Kapazitäten schnell an ihre Grenzen, während große Städte komplexe Strukturen und Datenmengen koordinieren müssen. Fördermittel auf Bundes- und Länderebene gibt es, aber die Landschaft der Förderprogramme gleicht einem Dschungel, der durchdrungen werden muss.
Zudem hat jede Kommune eigene geografische, strukturelle und wirtschaftliche Voraussetzungen. Eine Lösung „von der Stange“ gibt es nicht. Die Wärmewende ist für die Kommunen also ein Spagat zwischen Anspruch und Alltag.
Nachhaltige Chancen
Trotz dieser Hürden bietet die kommunale Wärmeplanung enormes Potenzial. Sie stärkt die regionale Wertschöpfung, fördert lokale Innovationen und schafft neue Arbeitsplätze – insbesondere im Handwerk, in der Energieberatung und bei Infrastrukturprojekten. Kommunen, die ihre Wärmeversorgung langfristig nachhaltig aufstellen, machen sich unabhängiger von Energiepreisrisiken und fossilen Importen. Zudem kann die Wärmewende zu einem Identifikationsprojekt werden: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verwaltung arbeiten gemeinsam an einem zukunftsfähigen, klimaneutralen Lebensraum.
„Kommunen müssen diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Sie brauchen Partner, die Brücken schlagen.“
Wie solche Partnerschaften in der Praxis aussehen und welche Schritte Kommunen jetzt gehen können, erläutert Stefanie Edmond von Veolia Future Energy im Gespräch.
Gemeinsame Umsetzung
Damit das gelingt, braucht es eine fundierte Strategie, eine realistische Finanzierung und das Zusammenspiel von Verwaltung, Politik, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern. Im „Leitfaden Wärmeplanung“ des Bundes (BMWK und BMWSB) entsteht die Erkenntnis: Entscheidend sind klare Prozessorganisation, interkommunale Zusammenarbeit und verlässliche Partner. Kooperationen mit starken Umsetzungspartnern unterstützen dabei, von der theoretischen Planung in die praktische Umsetzung zu kommen. Ebenso wichtig ist die finanzielle Tragfähigkeit: Förderprogramme, Landeszuschüsse und innovative Finanzierungsmodelle können Investitionen absichern und beschleunigen.
Und auch die Kommunikation entscheidet über Erfolg oder Misserfolg und damit auch darüber, ob die Wärmewende als Gemeinschaftsprojekt Kräfte mobilisieren kann. Austauschformate fördern Vertrauen und Akzeptanz in der Gesellschaft, die dem Thema grundsätzlich positiv gegenübersteht. Über 70 Prozent der Menschen stehen laut Studien hinter der Wärmewende – vorausgesetzt, die Pläne sind verständlich, die Kosten transparent und die Vorteile klar kommuniziert.
Praxisnähe macht den Unterschied
Wie die Wärmewende gelingen kann, zeigen zahlreiche Beispiele aus der Praxis – von kommunalen Pilotprojekten bis hin zu groß angelegten Wärmenetzen. Auch Veolia als einer der führenden Wärmeversorger Europas setzt vielerorts erfolgreich neue Lösungen um, etwa Quartierskonzepte, die Strom, Wärme und Wasser intelligent verknüpfen. Ein besonderes Beispiel ist das Projekt „United Heat“ der Stadtwerke Görlitz, das deutsche und polnische Wärmenetze verbindet und zeigt, wie regionale Zusammenarbeit sogar grenzübergreifend funktionieren kann.
Eine erfolgreiche Wärmewende ist also dort möglich, wo frühzeitig praxisorientiert geplant, lokal gedacht und gemeinsam umgesetzt wird – Schritt für Schritt, mit realistischen Zielen und sichtbaren Ergebnissen und mit einem Umsetzungspartner, der die Brücke zwischen Strategie und Praxis bildet.
CO₂-Reduktionspotenzial:
40 Mio. t
CO2 können durch die Wärmewende bis 2030 eingespart werden.
Klimaneutrale Wärmeversorgung in Braunschweig
BS│ENERGY hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht, aus der Kohle auszusteigen und die Wärmeversorgung umzustellen – und dieses Vorhaben konsequent umgesetzt. Mit der Inbetriebnahme eines neuen Biomasseheizkraftwerks im Mai 2023 und dem ergänzenden Gasturbinenheizkraftwerk ist das Unternehmen der klimaneutralen Wärmeversorgung einen großen Schritt näher gekommen. Die Anlagen ersetzen das alte Kohleheizkraftwerk, das im April 2024 nach fast 40 Jahren Betrieb stillgelegt wurde. Damit erfüllt Braunschweig schon heute die gesetzliche Vorgabe, bis 2030 mindestens die Hälfte der leitungsgebundenen Wärme klimaneutral zu erzeugen.
Mehr dazu erfahren Sie in diesen VEOLUTIONS Artikeln:
Grenzüberschreitende Dekarbonisierung der Wärmenetze
Die Stadtwerke Görlitz (Veolia Gruppe) und der polnische Fernwärmeversorger SEC Zgorzelec entwickeln mit „United Heat“ ein grenzübergreifendes Modellprojekt für eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung. Durch den Zusammenschluss ihrer Netze und den Einsatz verschiedener erneuerbarer Energien, Wärmespeicher und vorhandener Ressourcen soll die Wärmeversorgung vollständig dekarbonisiert und zugleich sicher gestaltet werden. Das Projekt gilt als Blaupause für mittelgroße Städte und unterstützt die Ziele des Wärmeplanungsgesetzes.
Mehr dazu erfahren Sie in diesen VEOLUTIONS Artikeln:
Unsere Leistungen für die Umsetzungsphase
Entwicklung von Wärmeversorgungskonzepten und Transformationsplänen
Wir analysieren vorhandene Infrastrukturen, bewerten technische Optionen und entwickeln zukunftsfähige Wärmestrategien als Grundlage für Investitionsentscheidungen und die kommunale Wärmeplanung.
Technische Planung und Machbarkeitsprüfung
Wir begleiten Sie von der ersten Idee bis zur Genehmigungsplanung – technologieoffen und an die lokalen Gegebenheiten angepasst.
Finanzierungs- und Fördermittelberatung
Wir entwickeln passende Finanzierungsmodelle – von der strategischen Fördermittelberatung über die professionelle Antragstellung bis hin zur Vermittlung erfahrener Finanzierungspartner.
Errichtung und Betrieb von Wärmeanlagen
Wir realisieren komplette regenerative Wärmeinfrastrukturen: Nahwärmenetze (70/40 °C bis 90/70 °C), Großwärmepumpen, Biomasseheizkraftwerke und EBS-Verwertungsanlagen. Auf Wunsch sorgen wir für einen effizienten Betrieb der Anlagen mit unserer führenden Energieeffizienzsoftware EnEffCo.
Flexible Betreibermodelle – von Dienstleistung bis Beteiligung
Ob Contracting, Betriebsführung oder kommunale Beteiligung: Wir gestalten Betreibermodelle, die wirtschaftlich tragfähig sind und den Handlungsspielraum der Kommune sichern.
Partnerschaft auf Augenhöhe
Als erfahrener Infrastrukturpartner arbeiten wir eng mit Kommunen, Stadtwerken und lokalen Betrieben zusammen – transparent, langfristig und im gemeinsamen Interesse einer nachhaltigen Wärmeversorgung.
Zugriff auf lokale Materialströme für die Wärmeerzeugung
Wir nutzen Synergien aus unseren Geschäftsbereichen Wasser, Abfall und Energie: Abwärme aus Industrieprozessen, Kläranlagen oder Abfallverwertung wird zur wertvollen Wärmequelle für die Region.
Ihre Ansprechpartnerin:
Stefanie Edmond
Geschäftsführerin von Veolia Future Energy
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