Es gibt immer mehr Dürren, auch im Winter. Das geht aus dem jüngsten Bericht des Weltklimarates (IPCC, engl. für Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) hervor. Die Vereinten Nationen bestätigen diese Warnung. In südlichen Ländern führen die Grundwasserleiter schon seit Jahren nicht genug Wasser. Inzwischen sind auch Regionen betroffen, die vom Wassermangel bisher verschont geblieben waren. Dazu gehören der Süden und Osten der Europäischen Union sowie Nordamerika. Doch es gibt bereits Lösungen. Und während das Problembewusstsein allgemein zunimmt, verstärkt die Unternehmensgruppe Veolia ihre Bemühungen: Überall auf der Welt erstellt sie Bedarfsprognosen, um Wassermangel vorzubeugen und Konflikte um die Wassernutzung in den Griff zu bekommen.
Herausforderung:
besteht darin, trotz Klimawandels den Zugang zu Wasser zu gewährleisten und aufrechtzuerhalten.
Ziel:
sind Lösungen, die an das Umfeld, die Gemeinschaften und die Kultur vor Ort angepasst sind und sich je nach Standort unterscheiden.
Antwort von Veolia:
besteht aus Lösungen, die ihre Wirksamkeit bereits unter Beweis gestellt haben und jetzt vervielfältigt werden.
Ein Konsens zeichnet sich ab. Nicht nur in Frankreich brachte der letzte Winter Rekorddürren mit sich. In einem Vierteljahr betrug das Niederschlagsdefizit 25 % und allein im Februar 75 %.1 Damit ist das Thema Wasser wieder in den Schlagzeilen. Der am 20. März 2023 veröffentlichte Bericht des Weltklimarates (IPCC) bestätigt, dass der Klimawandel den Zugang zu Wasser bereits beeinträchtigt. Dies hat unter anderem schwerwiegende Folgen für die landwirtschaftliche Produktivität. Dieses Phänomen wiederum wirkt sich auf Bereiche aus, die von der Landwirtschaft abhängen, etwa die Lebensmittel- und die Gesundheitsbranche, die wirtschaftliche Aktivität und die Biodiversität. Am 22. März 2023 schlugen dann die Vereinten Nationen bei einer Wasserkonferenz – der ersten seit 1977 – Alarm und legten einen Aktionsplan auf.
UN-Generalsekretär António Guterres stellte den Zweck des Aktionsplans klar: Die Menschheit solle die nächsten Schritte hin zu einer wassersicheren Zukunft für alle Menschen unternehmen. Und am 30. März 2023 präsentierte der französische Präsident Emmanuel Macron seinen Wasserplan. Dieser enthält 53 drastische Maßnahmen für das Einsparen von Wasser und eine bessere Nutzung.
Zu den Zielen des Plans gehört es, bis 2030 10 % Wasser einzusparen und 10 % aufbereitetes Abwasser wiederzuverwenden. Die Zahlen deuten auf eine mögliche weltweite Krise hin. Aktuell leiden zwei bis drei Milliarden Menschen in mindestens einem Monat pro Jahr unter Wassermangel. Weltweit haben zwei Milliarden Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Trinkwasser.
Viele Möglichkeiten der Wiederverwendung
Das sind sinnvolle Argumente angesichts einer Energiekrise, in der die französische Regierung Pierre Ribaute, CEO von Veolia France Water Zone, bestätigt, dass die Menschheit am Scheideweg steht: „Wir befinden uns in einer neuen Ära, in der die Folgen des Klimawandels in unserem Alltag immer deutlicher werden. Anders, als wir – besonders in Frankreich – immer dachten, ist Süßwasser keine unbegrenzte, erneuerbare Ressource. Anfang Februar 2023 trat ein Dürreerlass für das französische Département Bouches-du-Rhône im Süden Frankreichs in Kraft: eine noch nie dagewesene Maßnahme, die zeigt, dass der Ausnahmezustand zur Norm wird. Aus Sicht vieler internationaler Beobachtender ist Frankreich beim Wassermanagement weiterhin führend. Das Fachwissen, die Lösungen und die Technologien sind bewährt und verfügbar. Sie können uns davor bewahren, dauerhaft unter dem Schwert des Damokles zu leben.“
„Aus Sicht vieler internationaler Beobachtender hat Frankreich beim Wassermanagement weiterhin eine Führungsrolle inne.“
Pierre Ribaute, CEO von Veolia France Water Zone
Veolia nutzt dieses Fachwissen bereits überall auf der Welt, beispielsweise in Frankreich (vgl. den Kasten mit den Aussagen von Jacky Dallet, Chef von Vendée Eau, dem öffentlichen Wasserversorger im französischen Département Vendée, und Yannick Moreau, Bürgermeister von Les Sables d’Olonne). Die Vision der Unternehmensgruppe ruht auf drei Pfeilern: „Wir befinden uns in einer Zeit der Anpassung“, betonen Geneviève Leboucher, Senior Vice President – Access to Water and Sanitation, und Yvan Poussade, Senior Process Engineer, der sich mit der Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser beschäftigt. „Der erste Pfeiler eines guten Wassermanagements ist der Schutz der Wasserressource. Das heißt, wir müssen die Verschmutzung – insbesondere durch Mikroschadstoffe wie PFAS oder Medikamentenrückstände – verhindern“, erklärt Geneviève Leboucher. „Der zweite Pfeiler ist eine bessere Nutzung der Ressource ohne übermäßige Inanspruchnahme. Dazu müssen veraltete Netze erneuert und ein bewussteres Verhalten bei der Wassernutzung verankert werden. Der dritte Pfeiler betrifft alternative Ressourcen, etwa die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser oder die Entsalzung von Meerwasser.“
Das Wasserwerk Edward C. Little Water Recycling Facility in West Basin (bei Los Angeles) ist ein perfektes Beispiel für anpassungsfähiges Wasserrecycling. Seit mehreren Jahrzehnten verzeichnet die Anlage eine hohe Wassernachfrage, insbesondere durch die Zunahme von Tourismus und Industrie in Kalifornien. Schon 1994 führte Veolia eine Lösung ein, die fünf Qualitäten von recyceltem Wasser für die Bewässerung und als Kühl- und Prozesswasser für petrochemische Anlage bereitstellt. „Als letzte Nutzung werden mit dem aufbereiteten Wasser die Grundwasserleiter aufgefüllt. Diese bilden eine hydraulische Barriere gegen das Einsickern von Seewasser, was eine Folge der jahrelangen Übernutzung ist.
Bis zu 150.000 Kubikmeter wiederverwendbares Wasser werden täglich in West Basin produziert. Diese Zahl steigt stetig weiter“, erläutert Yvan Poussade. Er weiß, dass der Golden State viel Unterstützung nötig hat, um sein Ziel von 100 % wiederverwendbarem Abwasser bis 2035 zu erreichen. Dazu kommt, dass für die Einleitung von Abwasser ins Meer immer mehr Verbote gelten.
© Veolia media library – Boby/Fisheye
„Die Abwasseraufbereitungsanlage Edward C. Little produziert Wasser in 5 verschiedenen Qualitätsstufen. Unter anderem werden jeden Tag mit 150.000 m3 aufbereitetem Abwasser Grundwasserleiter aufgefüllt, die als hydraulische Barriere gegen das Einsickern von Seewasser wirken.“
Yvan Poussade
Grundwasser und Trinkwasser
In Spanien ist die Aufbereitungsanlage El Prat de Llobregat bei Barcelona seit ihrer Einweihung im Jahr 2006 ein Vorzeigeprojekt. „Auch hier sollen die Grundwasserleiter aufgefüllt werden, um die Kontaminierung von Grundwasser zu verhindern. Das hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern gleichzeitig speist das aufbereitete Wasser das Sekundärnetz, das beispielsweise zur Bewässerung von öffentlichen Plätzen oder zur Straßenreinigung dient“, fügt Geneviève Leboucher hinzu.
Ortswechsel: Zwischen den Wüsten Kalahari und Namib – die älteste der Welt – liegt Namibias Hauptstadt Windhoek. Ihre Einwohnerzahl wächst seit Jahrzehnten und betrug 2020 schon 431.000. Windhoek liegt fern von Flüssen und über 250 km vom Meer entfernt. Seit den 1950er-Jahren leidet die Stadt zunehmend unter Dürren.
Diese Situation veranlasste die Behörden schon 1968 zum Bau eines Wasserwerks, das aus dem Abwasser der Stadt Trinkwasser herstellt. Die Stadt ist beim Prozess „Direct Potable Reuse“ weltweit führend. 2001 wandte sie sich an Veolia, weil sie das Wasserwerk modernisieren und dessen Kapazität erhöhen wollte. Die Betriebsleitung wurde dann dem Konsortium WINGOC anvertraut, das aus Veolia und dem australisch-indischen Unternehmen WABAG besteht. „Windhoek ist ein einzigartiger Fall, würde aber sicherlich ein gutes Beispiel abgeben“, meint Yvan Poussade. „Denken Sie nur an Texas und Colorado. Diese zwei US-Bundesstaaten arbeiten, genau wie Kalifornien, gerade an den entsprechenden Gesetzen.“
Das ist auch nur logisch, denn die bestehende Anlage, die jeden Tag 21.000 Kubikmeter Trinkwasser produziert, stillt den Durst von bis zu 35 % der Bevölkerung. Dieser Anteil wird sich in den kommenden Jahren noch erhöhen, denn im Januar gab es grünes Licht für den Bau einer zweiten Anlage.
Ob West Basin, El Prat de Llobregat oder Windhoek: All diese Beispiele könnten in den nächsten Jahren Schule machen. „Aber natürlich unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort“, betont Yvan Poussade. Auch hier zeichnet sich ein Konsens ab.
1. Quelle: öffentlicher französischer Wetterdienst Météo-France.
83 %
der Franzosen
befürworten die Aufbereitung von Abwasser zu Trinkwasser und wären bereit, dieses zu trinken (Umfrage: Les Français et le recyclage des eaux usées, ELABE, Juni 2021).
320
Millionen Kubikmeter
Wasser sparte Veolia im Jahr 2022 (gegenüber dem Jahr 2019) durch eine höhere Netzeffizienz.
989
Millionen Kubikmeter
recyceltes Wasser produzierte Veolia im Jahr 2022.
4
Grundpfeiler
für den Erfolg von Wasserrecyclingprojekten: Technologie, Akzeptanz bei den Menschen vor Ort, regulatorische sowie finanzielle Aspekte.
Jacky Dallet & Yannick Moreau
Jacky Dallet ist Chef von Vendée Eau, dem öffentlichen Wasserversorger im französischen Département Vendée, der das Projekt Jourdain initiiert hat und steuert. Das in Frankreich einzigartige Projekt ermöglicht die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser. Yannick Moreau ist Bürgermeister von Les Sables d’Olonne. Hier befindet sich die Aufbereitungsanlage, die das Abwasser der Stadt aufnimmt.
Was macht das Projekt Jourdain aus?
Jacky Dallet: Wir wagen uns hier auf ganz neues Terrain vor: Noch keine andere Region in Frankreich oder Europa hat so etwas bisher versucht. Der Zweck der Aufbereitungsanlage, die Veolia errichtet, ist die Gewinnung von hochwertigem Wasser aus Abwässern. Dieses Wasser wird nach dem Verlassen unserer Anlage nicht ins Meer geleitet, sondern fließt zurück in die Natur vor Ort oder in ein Trinkwasserreservoir, bevor es dann wieder in die Wasserversorgung gelangt. Mit anderen Worten: Der Wasserkreislauf verkürzt sich. Zum einen garantieren wir ein bestimmtes Wasservolumen. Ein weiteres Ziel: Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern (der Wasserbehörde Loire-Bretagne, dem Département Vendée, der Region Pays de la Loire, dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den französischen Akteuren FNADT, DDTM und ARS, der Metropolregion Les Sables d’Olonne und anderen) die Wirksamkeit eines solchen Prozesses unter Beweis stellen, indem wir Wasser in perfekter hygienischer Qualität produzieren. Auch andere französische Städte haben Interesse an derartigen Projekten bekundet.
Wie wirkt sich die weltweite Erwärmung auf Ihre Stadt aus?
Yannick Moreau: Es geht uns wie allen Küstenstädten: Am meisten beeinträchtigt uns der Meeresspiegelanstieg, der die Gefahr von Überschwemmungen erhöht. Allerdings stellt in Les Sables d’Olonne nicht der Klimawandel das größte Wasserproblem dar. Schlimmer ist der Mangel an Grundwasser, der zunehmenden Wasserstress zur Folge hat. Die Vendée gehört zu den Départements, die am anfälligsten für Dürreperioden sind: Sie ist zu 90 % auf Oberflächenwasser aus Reservoirs angewiesen. Diese wiederum reagieren empfindlich auf die Erwärmung. Angesichts von Bevölkerungswachstum und Tourismus müssen wir Alternativen finden. Im letzten Sommer zum Beispiel konnten wir Wasser aus dem Wald von Mervent nutzen, der über 80 km von uns entfernt ist. Es besteht aber die Gefahr, dass wir in 10 oder 20 Jahren einen Punkt.
Nachweis von PFAS im Wasser
Die USA gehen voran
Jacky Dallet ist Chef von Vendée Eau, dem öffentlichen Wasserversorger im französischen Département Vendée, der das Projekt Jourdain initiiert hat und steuert. Das in Frankreich einzigartige Projekt ermöglicht die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser. Yannick Moreau ist Bürgermeister von Les Sables d’Olonne. Hier befindet sich die Aufbereitungsanlage, die das Abwasser der Stadt aufnimmt.
Potenziell gefährliche chemische Schadstoffe sind ein viel diskutiertes Thema. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) beispielsweise kommen in zahlreichen Produkten wegen ihrer besonderen Eigenschaften zum Einsatz: Sie haben Antihaft-Wirkung, sind schmutz-, fett- und wasserabweisend, widerstehen hohen Temperaturen usw. Wie viele andere schädliche Moleküle finden auch sie sich im Wasser wieder. Sie tragen zu einer Art der Umweltverschmutzung bei, die schleichend erfolgt und sich laufend verändert. Sie sind schwer nachzuweisen und zu analysieren. Das ist eine große Herausforderung für Veolia.
Laut Karine Rougé, CEO von Municipal Water bei Veolia in Nordamerika, sind die USA bei der – noch nicht fertig ausgereiften – Regulierung von PFAS führend. Außerdem stellte das Weiße Haus am 14. März 2023 einen Vorschlag für die erste nationale Trinkwasserverordnung vor, die PFAS regulieren soll. Sie könnte bereits Ende 2023 in Kraft treten. Wird der Gesetzestext wie vorgeschlagen verabschiedet, sind die Wasserversorger künftig verpflichtet, das Trinkwasser auf sechs PFAS zu untersuchen und bei Überschreiten der gesetzlichen Grenzwerte entsprechend zu behandeln.
Wir betreiben in Amerika 12 kommunale Trinkwasseranlagen mit Systemen für die Entfernung von PFAS. Dutzende weitere aktive Projekte sind in Arbeit, aber wir wollen noch viel größer denken und viel schneller handeln. Deshalb behalten wir die Entwicklungen in diesem Bereich überall auf der Welt genau im Blick. Veolia ist bereits jetzt technisch dazu in der Lage, PFAS aus dem Wasser zu entfernen, und wir werden diese Kompetenz auf immer mehr Länder – insbesondere in Europa – ausweiten, wenn entsprechende Gesetze in Kraft treten.“